Lange Zeit hing dieses Bild bei meinen Eltern Zuhause – ein schwarz-weißer Druck, vermutlich ein Linolschnitt. Ich starrte es immer wieder an: Zwei Gitarrenspieler, eine Frau mit wilden Haaren – und dann waren da auch noch ihre Brüste zu sehen!
Das Bild stammt von dem Künstler Frank Herzog, einem guten Freund meines Onkels Lutz Hiller, der selber als Food-Fotograf in Hamburg tätig war. Die beiden kannten sich schon seit ihrer Jugendzeit. Auch nach ihrem Studium, Lutz Hiller an der Folkwanghochschule Essen, Frank Herzog an der Fachhochschule Bielefeld, blieben sie immer kreativ und freundschaftlich verbunden. Der Druck entstand während seines Studiums und meine Eltern kauften es ihm auch zu dieser Zeit ab.
Meine Erinnerungen an ihn sind nur vage, ein ganz kleiner Momente aus meiner Kindheit: Als ich noch recht klein war, besuchten wir ihn einmal in seinem Atelier in Köln, meine Mutter, mein Onkel und ich. Ich war beeindruckt – überall gab es etwas zu entdecken. In meiner Erinnerung lehnten riesige Leinwände an den Wänden. Wahrscheinlich sind wir danach noch irgendwohin gegangen, aber das, was mir am stärksten in Erinnerung geblieben ist, war, wie schnell Frank lief – oder vielleicht hatte ich als Kind einfach nur das Gefühl, nicht hinterherzukommen. Er trug große spitze Lederschuhe (vielleicht sogar Cowboystiefel), zumindest sehe ich die wenn ich mich an diesen Moment erinnere.
Als ich von Zuhause auszog, durfte ich das Bild mitnehmen. Es hängt bis heute bei uns Zuhause und ist für mich mehr als nur ein Kunstwerk. Es erinnert mich an meine Kindheit, an die vielen Stunden, in denen ich es im Wohnzimmer meiner Eltern betrachtete, und an unseren Besuch in Köln. Gleichzeitig ist es auch eine Verbindung zu meinem Onkel, der uns regelmäßig erzählte, was Frank gerade machte und wo er ausstellte.
Frank Herzog (* 29. Dezember 1949 in Bückeburg; † 31. Dezember 2022) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Zeichner. Er studierte an der Fachhochschule Bielefeld, wo er 1971 Mitbegründer der Projektgruppe Kunst und Politik (KUPO) war. Später lehrte er zeichnerische Gestaltung und Aktzeichnung an der Fachhochschule Bielefeld. Ab den 1980er-Jahren lebte und arbeitete er in Köln und Hamburg, bevor er sich 2003 mit seiner Familie im Westerwald niederließ. Sein künstlerisches Werk zeichnet sich durch gesellschaftliche Themen, figurative Darstellungen und eine expressive Formensprache aus.

Frank Herzog (Foto: Lutz Hiller)